Die Naturgesetze sind das Regelwerk, dem alles untergeordnet ist. Viele Menschen definieren Natur als das, was auf unserer Erde aus eigenem Antrieb, quasi aus sich selbst wächst und gedeiht. Hier hat sich inzwischen ein großes Naturbewusstsein entwickelt. Für den Großteil der Jugendlichen hat Natur eine starke persönliche Bedeutung und Natur gehört für sie zu einem guten Leben dazu [1]. In der folgenden Betrachtung soll dies größer gefasst sein und auf den gesamten Kosmos ausgedehnt werden, denn letztendlich findet Wachstum und damit Entwicklung nicht nur allein auf unserer Erde statt. Entsprechend gilt es, die kosmischen Gesetze zu betrachten, um den Zwang nach Entwicklung und damit nach Veränderung verstehen zu können.
Das Wort Kosmos stammt aus dem Griechischen und bedeutet Ordnung [2]. Und hierin liegt schon die erste Gesetzmäßigkeit, die für den gesamten Kosmos und damit selbstverständlich auch für uns Gültigkeit hat. Alles im Leben unterliegt einer festen Struktur. Und jede Struktur hat einen für sie gültigen Zeitrahmen. Verliert dieser Zeitrahmen seine Gültigkeit, muss das Vorherrschende aufgebrochen und verändert werden, damit eine neue Struktur in einem neuen Zeitrahmen sein kann. Die Prozesse, die dies bewerkstelligen heißen Wachstum und Entwicklung. Diese wiederum sind Bestandteil eines übergeordneten Prozesses – der Evolution [2[. Das Leben ist dadurch immer in Bewegung. Es bedeutet permanente Entwicklung und Veränderung. Wenn wir die Pflanzen betrachten, so sind sie doch stets im Begriff, sich zu verändern. Der Keim wächst und entwickelt sich zur ausgewachsenen Pflanze. Auf seinem Weg durchläuft er verschiedene Stadien mit dem einzigen Ziel, am Ende wieder zu vergehen und für die nachfolgende Generation Raum zu schaffen. Doch im Laufe seines Lebens haben kleine und/oder große Ereignisse ihre Spuren hinterlassen. Eingebettet im genetischen Code (DNA) hinterlässt die vergangene Generation wichtige Informationen, um der Evolution Rechnung zu tragen. Dadurch kann Anpassung an neue Lebensumstände erfolgen und letztendlich Entwicklung stattfinden.

Und so, wie sich die Generationen innerhalb der Evolution abwechseln, unterliegt alles einem ständigen Kreislauf (Jahreszeiten, Ebbe/Flut etc.). Und diesem können wir Menschen uns nicht entziehen. Dies gilt für die Veränderungen evolutionärer Natur, also von Generation zu Generation, aber auch für unsere Entwicklung innerhalb unseres Lebens. Auch hier besitzen Strukturen, in die wir eingeordnet sind, einen gültigen Zeitrahmen. Dies kann gut an unserem Gesellschaftssystem verstanden werden. Auffassungen und Regelwerke verändern sich und wir müssen uns anpassen, sofern wir innerhalb dieser (gesellschaftlichen) Struktur unser Leben verbringen möchten. Doch dies gilt nicht nur für Dinge, die durch uns persönlich nicht direkt oder nur schwer veränderbar erscheinen. Auch die von uns persönlich geschaffenen Strukturen oder solche, an denen wir scheinbar freiwillig Teilnehmer sind, haben einen gültigen Zeitrahmen. Dies sind zum Beispiel unsere Freundschaften, Ehen, Arbeitsverhältnisse, Wohnverhältnisse oder Besitzverhältnisse. Sobald Veränderungen notwendig sind, sollten diese Strukturen aufgebrochen werden, um Wachstum und Entwicklung zu ermöglichen. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir uns von unseren geliebten Dingen und Personen trennen müssen. Es bedeutet vielmehr, dass wir Neuem offen gegenüberstehen und Raum geben dürfen.
Viele unserer Beziehungen entwickeln sich über die Zeit zu wunderbaren Schätzen. Wir würden diese nicht genießen können, wenn wir im Stadium des Beginns stehengeblieben wären. Und falls wir in Beziehungen sind, die wir nicht als bereichernd und liebevoll empfinden, so halten wir sehr wahrscheinlich etwas fest, was seinen Zeitrahmen schon lange überschritten haben könnte. Die Folgen sind für uns unmittelbar in Form von Kummer, Leid oder gar Schmerz spürbar. Wenn es uns nicht gelingt, hiervon loszusagen, so warten Krankheit und Unglück auf uns, um uns mitzuteilen, dass wir hiermit auf dem Holzweg sind und etwas Neues und Liebevolleres auf uns wartet. Insofern wir bereit sind, Veränderung und damit Entwicklung zuzulassen. Jenseits der zwischenmenschlichen Beziehungen haben wir Menschen unseren Besitz. Auch hier gilt es zu prüfen, ob ich meinen Besitz besitze oder ob ich inzwischen schon besessen bin von meinen materiellen Anhäufungen [3]. Denn Besitz kann ich jederzeit wieder loswerden, sofern es die Umstände erforderlich machen. Doch wenn ich besessen bin von etwas, dann wird mir dies im Falle einer notwendigen Veränderung höchstwahrscheinlich im Wege stehen. Und damit lässt sich ein weiterer Faktor erkennen, der Wachstum und Entwicklung verhindern kann. Die Angst vor Verlust lässt uns oft an Altem festhalten und verhindert damit, dass neue und vor allem liebevolle Dinge in unser Leben treten können.
Quellen:
[1] Jugend-Naturbewusstsein 2020, Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt
[2] Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache, 2022
[3] Ruediger Dahlke, Das Schattenprinzip, Die Aussöhnung mit unserer verborgenen Seite, arkana, 2010